Interview: Hausgeburt

Ein Interview mit Hebamme Anne Merkle

1. Was ist das besondere an einer Hausgeburt?

Eine Hausgeburt läuft ungestört, selbstbestimmt und interventionsarm ab. Der Körper arbeitet in vertrauter Umgebung und mit selbstgewählter Betreuungsperson weitestgehend reibungslos und souverän. Die Atmosphäre ist friedlich, ruhig, manchmal fast heilig. Wie man in der sehr empfehlenswerten Infobroschüre von QUAG (Qualität in der außerklinischen Geburtshilfe http://quag.de/downloads/Quag-Zu_Hause_und_im_Geburtshaus.pdf) lesen kann, ist zudem außerklinisch die Dammschnittrate, die Medikation, die Interventionsrate und die Rate an operativ beendeten Geburten im Vergleich zur Klinikgeburt deutlich niedriger. Zudem wird neben vielem anderen der Stillbeginn zu Hause optimal gefördert. Viele Hebammen beobachten auch einen meßbar geringeren Blutverlust in einer vertrauten und geschützten Umgebung.“

2. Wie läuft eine Hausgeburt in der Regel ab?

Zunächst lernen sich Hebamme und Schwangere möglichst von Beginn der Schwangerschaft bis zur Geburt bei einigen Treffen gut kennen, um mit Vorlieben und Eigenarten vertraut zu werden. Dazu gehören auch Vorsorgen und Aufklärungsgespräche. Die Rufbereitschaft über fünf Wochen kostet je nach Wohnort 400,- bis 800,- €, wovon die Krankenkassen Teile zurückerstatten. Wenn die Geburtswehen begonnen haben,  ist die Hebamme vor Ort, sobald die Frau es wünscht und braucht und überwacht Mutter und Kind noch 2-3 Stunden nach der Geburt. Dazu gehört bei Bedarf auch die Dammnaht.“

3. Kann eigentlich jede Frau eine Hausgeburt machen?

Eine gesunde Frau, die nach Möglichkeit ein gutes Körpergefühl und -vertrauen hat und für sich Verantwortung übernimmt, kann eine Hausgeburt machen. Eine gesunde Lebensweise ist wichtig und die Schwangerschaft sollte gesund verlaufen.“

4. Wie sicher ist eine Hausgeburt?

Die seit über zwanzig Jahren erhobene Statistik von QUAG (Qualität in der außerklinischen Geburtshilfe) belegen die Sicherheit und Gesunderhaltung von Mutter und Kind bei Hausgeburten eindrucksvoll. Hebammen arbeiten vorausschauend und bemerken so rechtzeitig Komplikationen, die eine Verlegung ins Krankenhaus erfordern. Eine Verlegung wird bei 16% aller begonnenen Hausgeburten erforderlich, aber nur 6% enden in einem Kaiserschnitt.“

5. Weshalb hast du dich, liebe Anne, entschieden Hausgeburtshebamme zu werden?

Ich habe mich schon als Kind für diese Thema interessiert und habe diesen Beruf mit dem Wunsch, Hausgeburten zu betreuen, erlernt. Dann hat es aber noch bis zum Abschluss meiner Kinderphase gedauert, bis ich in dieses schöne Arbeitfeld einsteigen konnte. Ich schätze dabei sehr, dass ich mit erleben kann, wie Frauen Vertrauen entwickeln in sich, ihren Körper, das Leben, mich…
Der Frieden und die Ruhe, in der eine Geburt daheim stattfindet und die gesunden Mütter und Kinder, bestätigen mir jedes mal auf’s Neue, dass es eine sehr sinnerfüllte Sache ist.“

6. Wie finde ich eine Hausgeburtshebamme?

Hebammen finden sich z.B. unter ihrem jeweiligen Hebammenlandesverband https://hebammen-bw.de/, bei www.ammely.de  oder beim GKV Spitzenverband https://gkv-spitzenverband.de/service/hebammenliste/hebammenliste.jsp

Anne Merkle, Hebamme
www.hebammeannemerkle.de

„Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren.“

Benjamin Franklin